Pioniere und Gründer
Schon in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts befuhren Heidenheimer Kanuten mit ihren Faltbooten Flüsse in nah und fern, allerdings gab es unter diesen Pionieren nur lose Verbindungen. Auf Initiative von Hans Schlegel wurde dann 1932 der Faltbootclub Heidenheim gegründet und der Verein wurde Mitglied im Deutschen Kanuverband. Hans Schlegel wurde zum Vorsitzenden gewählt, der Verein zählte zehn Mitglieder, doch bereits ein Jahr später waren 39 Kanuten aktiv. Um die Möglichkeit zu schaffen, Boote in einem Gebäude nahe der Brenz zu lagern, wurde oberhalb der WCM in Eigenarbeit ein Bootshaus errichtet (1934 / 35).
Niedergang und Aufstieg
Ein besonderes Erlebnis, trotz der sich anbahnenden schwierigen Zeit, war die Teilnahme einer großen Gruppe des Faltbootclubs am Internationalen Zeltlager anlässlich der Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
Der Zweite Weltkrieg brachte den Kanusport nahezu zum Erliegen, erst 1950 begann sich das Vereinsleben wieder zu normalisieren. 1955 musste an anderer Stelle das zweite Bootshaus gebaut werden. Es folgten unbeschwerte Jahre mit vielen herrlichen Wanderfahrten bei hoher Beteiligung.
Ende der Faltbootära
Eine Zäsur brachte die Entwicklung robuster Kunststoffboote (um 1960), die eine verstärkte Hinwendung zum Wildwasserfahren bedeutete. Wie gut, dass im Waldbad/Hallenbad das Erlernen der Eskimorolle ermöglicht wurde. Der Verein war inzwischen kontinuierlich gewachsen, im Jahr 1976 zählte er 86 Mitglieder, Tendenz steigend.
Neue Heimat
Es begann die Planung für ein neues, das dritte Bootshaus, das in der Folgezeit unter der Führung des damaligen 1. Vorsitzenden, Günter Meyer, zum größten Teil in Eigenarbeit erstellt wurde. Die Einweihung fand im Mai 1980 statt. Da die Mitgliederzahl weiter sprunghaft anstieg, musste noch einmal gebaut werden:
Bis 1985 entstand ein zweites Bootslager inklusive Sanitäranlagen und Reparaturraum.
Vereinssport
Bei inzwischen über 140 Mitgliedern, den unterschiedlichen Interessen und Altersgruppen, war eine neue Ausrichtung der Vereinsstruktur geboten. Seit 1986 sind im Vorstand drei Gruppen vertreten: Wanderfahrer, Wildwasserfahrer und Jugendgruppe. Die sportlichen Ambitionen der Mitglieder wurden mit der Errichtung einer Slalomanlage auf der Brenz unterstützt.
Mit der Einführung eines regelmäßigen Trainings auf der Brenz und zusätzlichen Einheiten auf den Wildwasserstrecken von Günz und Eiskanal (Augsburg) konnte sich vor allem die Jugend in Technik und Taktik enorm verbessern.
Das Ergebnis: Unseren Spitzenathleten gelangen zahlreiche, spektakuläre Befahrungen selbst auf extremstem Wildwasser.
Auch die Kanu-Wanderer waren herausragend aktiv: Seit Gründung des Vereins wurden über 500.000 km erpaddelt, allein zwischen 1987 und 2007 waren es etwa 230.000 km (!), und in den Jahren 1991, 1992 und 1993 errang der Faltbootclub Heidenheim mit der Paul-Walter-Plakette den begehrten Wanderpreis des Württembergischen Kanuverbands.
Von 1952 bis 2007 waren die Kanuten des Faltbootclubs auf mehr als 400 Gewässern aller Schwierigkeitsgrade in Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien/Neuseeland unterwegs.
Grund genug also, im Sommer 2007 das 75-jährige Jubiläum gebührend zu feiern – und Motivation, zu neuen Ufern aufzubrechen: Inzwischen wurden auch Flüsse in Asien (Nepal) und Afrika (Sambia) befahren.
20. Mai 2022: Aus dem Faltbootclub wird der Kanuclub Heidenheim e.V.
Am 20. Mai 2022 beschlossen bei der Hauptversammlung die Mitglieder mit großer Mehrheit dem Verein einen neuen Namen zu geben. Aus dem 1932 gegründeten Faltbootclub Heidenheim wurde damit der Kanuclub Heidenheim e.V., abgekürzt KCH. Was waren die Beweggründe für diesen außergewöhnlichen Schritt?
Wir wollten als das wahrgenommen werden, was wir tatsächlich sind, nämlich ein Verein, der seit über 40 Jahren auch leistungsbezogen Kanusport betreibt. Dies haben mit dem Namen „Faltbootclub Heidenheim“ nur noch Insider assoziiert.
Zwar kann der Verein inzwischen auf eine 90-jährige Geschichte zurückblicken, doch die große Zeit des Faltbootfahrens dauerte bestenfalls 20 Jahre. Nach einer Übergangszeit vollzog sich der Wechsel vom eher beschaulichen Faltbootfahren hin zu einem auch leistungsbezogenen Kanusport, der schon vor über 40 Jahren die Heidenheimer Kanuten in seinen Bann gezogen hat. Inzwischen wird sechsmal pro Woche trainiert und zwar ganzjährig.
Wir haben nicht nur weit über 30 Sportler/innen, die sich auf Marathonstrecken und offene Großgewässer wagen können, sondern auch Athlet/innen/en, die extrem schweres Wildwasser beherrschen. Bei den Top-Wildwasserrennen unter Beteiligung der weltbesten Profis sind unser Jungs nah dran an der Spitze. Das ist Kanusport – erlernt in Heidenheim an der Brenz.
Heidenheim, im Mai 2022